Krach vor dem Bunker in der Behringstr. 38 in Hamburg Ottensen
Krach vor dem Bunker in der Behringstr. 38

Alle nur getäuscht?
Zeise-2-Investoren und SPD: Wo bleiben die versprochenen 47 Sozialwohnungen?

Die Bürgerinitiative „Pro Wohnen Ottensen“ schlägt heute Krach und fragt: Wo bleiben die 47 Sozialwohnungen für Ottensen, die Zeise-2-Investoren und SPD im Jahr 2015 versprochen haben? Bekannt gegeben wurde das Projekt damals zwei Tage vor der Hamburger Bürgerschaftswahl. War alles nur ein Täuschungsmanöver, um bei dieser Wahl sowie im Wahlkampf um den Zeise-2-Bürgerentscheid besser dazustehen?

Am Bunker in der Behringstraße 38, wo die Wohnungen entstehen sollten, fordern wir heute von Politik und Investoren, ihr Versprechen in die Tat umzusetzen. Moritz Claassen von „Pro Wohnen Ottensen“ erklärt dazu: „Wir glauben, dass dieses Projekt klammheimlich verschwindet, wenn die Altonaer*innen die Firmen Procom/Quantum und die SPD nicht in die Pflicht nehmen. Versprochen ist versprochen – also: Wo bleiben die Wohnungen? Wenn nicht in der Behringstrasse, dann sollen sie an anderer Stelle im Stadtviertel gebaut werden!“

Wir schaffen Platz... - Poster des Investors Procom mit dem Versprechen der 47 Sozialwohnungen
Wir schaffen Platz… – Poster des Investors Procom mit dem Versprechen der 47 Sozialwohnungen in der Behringstraße

Rückblick: Im „Wahlkampf“ um das Bürgerbegehren für Wohnungsbau auf dem Zeise-2-Gelände, das im Oktober 2014 auf den Weg gebracht wurde, setzten sich der Bauträger Procom/Quantum und die SPD Altona mit Nachdruck für den Bürobau anstelle der ursprünglich geplanten Wohnungen ein. Um die Wogen im Stadtteil zu glätten, präsentierten sie eine Ersatzlösung: Es sollten 47 Sozialwohnungen in der Behringstrasse 38 entstehen. Ihr Versprechen präsentierten sie den Wähler*innen auf Plakaten überall im Bezirk Altona. Procom/Quantum wollten das fertige Gebäude später der SAGA übergeben.

Das Bürogebäude an der Ecke Behringstrasse/Friedensallee ist längst fertiggestellt. Im Frühjahr 2017 wurde es mit Millionengewinn weiterverkauft.

Für die Immobilieninvestoren hatten sich das Bezirksamt Altona und die SPD im Bezirk und im Senat kräftig ins Zeug gelegt. Von den versprochenen Sozialwohnungen ist bis heute nichts zu sehen.

Aktuell steht auf dem Gelände in der Behringstraße 38 ein Luftschutzbunker. Die Bauträger – die Firmen Procom/Quantum sowie die Baufirma Ditting – brüten seit 2016 über dem Abrissplan. Weil der Bunker und das nebenstehende SAGA-Wohnhaus in der Behring-straße 36a baulich miteinander verwoben sind, gibt es Probleme. Favorisiert wird eine Lösung, bei der das Wohngebäude ebenfalls abgerissen und neu gebaut wird. Für die Dauer der Bauarbeiten müssten die 14 Mietparteien in der Behringstraße 36a in Ersatzwohnungen ziehen. Nach Auskunft der SAGA wird ihnen ein Rückkehrrecht an die alte Adresse zu gleichen Mietkonditionen garantiert. Für die SAGA kommt nur eine einvernehmliche Lösung mit den Mieter*innen in Frage.

Die Ersatzwohnungen sind allerdings noch gar nicht gebaut, sie würden wohl frühestens 2021 zur Verfügung stehen. In derzeit laufenden Gesprächen mit den Mieter*innen werden die Chancen dieses Plans ausgelotet. Seine Umsetzung wäre bereits gescheitert, wenn nur eine Mietpartei sich gegen die Umsiedlung entscheidet.

Anzeige der Procom/Quantum mit dem Versprechen Baubeginn Ende 2015
Baubeginn Ende 2015

Abgesehen davon, dass dem Projekt noch viele Wenns und Abers entgegenstehen, wäre vor 2024 mit den 47 Sozialwohnungen nicht zu rechnen. Zum Vergleich: 2015 prahlten die Bauträger in einer Anzeige mit der Ankündigung „Baubeginn Ende 2015“.

„Pro Wohnen Ottensen“ meint: Wenn seit drei Jahren keine Vereinbarung mit den Mietparteien zu erzielen war, und auch in naher Zukunft mit dem Bunkerabriss nicht zu rechnen ist, dann ist es längst Zeit, Alternativen zu entwickeln und mit einer realistischen Planung zu beginnen.

Wir fordern Procom/Quantum auf: „Bauen Sie 30 Sozialwohnungen auf dem freien Gelände zwischen Bunker und dem ehemaligem Hundertwasser-Café und suchen Sie ein Ersatzgrundstück für die restlichen 17 Wohnungen! Die SPD wird Ihnen bestimmt – wie sonst auch – behilflich sein!“

„Die Gespräche dauern noch an“

Die Bezirksversammlung Altona hat im Oktober 2018 einen Beschluss unter dem Titel „Wo bleiben die Sozialwohnungen?“ gefasst. Darin heißt es:

„Das Bezirksamt Altona wird (…) gebeten, sich zeitnah mit allen Beteiligten zusammenzusetzen, um noch in diesem Jahr zu einer Lösung für die angekündigten Sozialwohnungen in Ottensen zu gelangen.“

Die lapidare Antwort des Bezirksamtes Altona darauf:

„Zwischen Quantum/Procom und der SAGA finden derzeit Gespräche statt, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Die Gespräche dauern noch an.“

Die SPD Altona beteuert, sie verfolge das Projekt weiter, verweist in einer Stellungnahme ihres Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksversammlung Altona, Thomas Adrian, vom 31.1.2019, allerdings lediglich auf diese Gespräche. Die SAGA antwortet auf unsere Fragen zu dem Bunkerprojekt, dass eventuell in einigen Jahren mit dem Bau begonnen werden könnte.

Wo bleiben die versprochenen 47 Sozialwohnungen?
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