Steuervermeidung

Ein Klassiker darf nicht fehlen: WPP zahlt ungern Steuern und weiß es auch zu vermeiden – indem sie Gewinne in eine Steueroase verschiebt. Die Zeitschrift Werben & Verkaufen nahm die Bilanz der WPP Deutschland für das Geschäftsjahr 2014 unter die Lupe. Bei einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von 163 Millionen zahlte der Konzern lediglich 33 Millionen Euro Steuern, das sind gerade einmal 20 Prozent. Trotz des operativen Gewinns hatte sich die deutsche Tochter arm gerechnet: Mit Hilfe von Abschreibungen auf immaterielle Werte frisch gekaufter Firmen wurde ein Verlust von 113 Millionen Euro bilanziert. Das hinderte den Konzern allerdings nicht daran, 97 Millionen Euro an die WPP-Muttergesellschaft auszuschütten, die steueroptimal ihren Sitz auf der britischen Kanalinsel Jersey hat. (47)

Integration im WPP-Netzwerk

Logos des WPP-Netzwerkes im Zeisehof Ottensen
Alles unter einem Dach? Logos des WPP-Netzwerkes im Zeisehof

Erst als Ganzes ergibt die WPP Sinn: Die Wertschöpfungskette des weltumspannenden Agenturnetzwerks wird in Stellung gebracht für alle Tochterfirmen. Deren Geschäft ist es in erster Linie, Werbung für global agierende Unternehmen zu machen mit dem Ziel, jeden potenziellen Kunden – sprich: jeden von uns – zu durchleuchten und in seinen Konsumentscheidungen zu beeinflussen. Dieses Angebot wird auch den Abnehmern der politischen Produkte des Konzerns gemacht. Wie sagte Harold Burson in einem Spiegel-Interview von 2006: „Wahrnehmung kann durch PR gesteuert werden, Verhaltensweisen können geändert werden.“ (48)

Die WPP praktiziert mit ihren 150 Firmen die Integration ihrer Leistungen seit Langem, unter anderem mit dem so genannten Team-Modell. Dabei werden für einzelne Kunden globale Teams aus den Ressourcen des Netzwerks zusammengestellt, bei Bedarf auch neue Firmen installiert. Das PR-Magazin vom April 2017 berichtet: „Derzeit gibt es nahezu 50 Global Client Teams. Sie erwirtschaften mehr als ein Drittel des weltweiten WPP-Umsatzes.“

Das ist noch nicht alles. Bei der WPP arbeiten laut PR-Magazin 19 Länder- und Regionalmanager, die „dafür zuständig sind, die Zusammenarbeit der Netzwerkagenturen zu fördern“. Außerdem sollen so genannte ‚Cross Group Units‘ „den Wissensaustausch fördern und Synergien freisetzen. Solche Arbeitskreise existieren zu Themen wie Konsumgüter, Digitales, Health oder Politikberatung.“ (49)

Fazit

Nicht alle Tochterfirmen, die in diesem Porträt erwähnt sind, werden in Hamburg einziehen. Insbesondere die fragwürdigsten – Hill+Knowlton und Burson-Marsteller – haben bislang keine Büros in Hamburg. Das heißt allerdings nicht, dass sie im Netzwerk mit den Hamburgern nicht verbunden wären. Alexander Fink, Deutschland-Chef von Burson-Marsteller, antwortete 2015 auf die Frage des PR-Magazins, ob ihn Medienwandel und Digitalisierung nicht nervös werden und über Zukäufe nachdenken ließen: „Der Zukauf drängt nicht. Wir sind in einem Netzwerk und können deshalb auf Knopfdruck integriert auftreten.“ (50)

Die WPP stärkt ihren in weiten Teilen unabhängig agierenden Tochterfirmen als global agierender Konzern den Rücken. Sowohl finanziell als auch im Auftritt als ‚Teil des WPP-Netzwerks‘. Bei welchen Aufträgen wessen Ressourcen genutzt werden, das wird nicht kommuniziert. Die Tochterfirmen veröffentlichen auch keine eigenen Geschäftsberichte.

Eines sollte klar sein: Wenn die WPP in Ottensen einzieht, dann kommt keine fluffige Werbebude, die Papiertüten mit lustigen Sprüchen bedruckt, in unseren Stadtteil, sondern ein weltweit agierender Meinungskonzern, dessen keineswegs unpolitische Agenda darin besteht, maximalen Anteil an der totalen Kommerzialisierung aller Lebensbereiche zu ergattern und dafür das passende Umfeld einer marktkonformen Demokratie zu schaffen. Das sollte zu Widerspruch in Hamburg-Altona führen.

Autor:
Überparteiliche Initiative „Pro Wohnen Ottensen e.V.“
c/o Erdmannstraße 1B, 22765 Hamburg,
http://www.pro-wohnen-ottensen.de

Anmerkungen

(1) WPP – Die im Dunkeln sieht man nicht, v. Christoph Jehle, nachdenkseiten.de, 11.7.2014 – http://www.nachdenkseiten.de/?p=22333

(2) Der Dealmaker, der Game-Changer, das Genie – diese Ceos sind Lieblinge der Investoren, v. Henning Jauernig, manager-magazin.de, 11.12.2015 – http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/topmanager-diese-ceos-schaffen-hohe-renditen-a-1067250.html

(3) Übernahmestrategien internationaler Agentur-Netzwerke, v. Helmut van Rinsum, Media Perspektiven 1/2017, S. 26-35 – http://www.ard-werbung.de/fileadmin/user_upload/media-perspektiven/pdf/2017/012017_vanRinsum.pdf

(4) wie Anm. (2)

(5) http://wpp.com/wpp/, abgerufen am 17.3.2017

(6) Richtfest für ZEISESTUDIOS in Ottensen: Neues Kreativhaus im Frühjahr bezugsfertig, Presseerklärung, 08.09.2016 – http://www.quantum.ag/fileadmin/Dateien/Presse_PDF/20160908_PM_Richtfest_Zeisestudios_in_Ottensen.pdf

(7) WPP: World Propaganda Power, v. Sharon Beder u. Richard Gosden, PR Watch 8/2001 – http://www.uow.edu.au/~sharonb/wpp.html

(8) Schmutzige Sprechblasen, v. Barbara Vorsamer, Sueddeutsche.de, 21.5.2010 – http://www.sueddeutsche.de/politik/pr-agentur-hill-amp-knowlton-schmutzige-sprechblasen-1.179920

(9) Die PR-Show von Nijirah al-Sabah kann man sich auf YouTube ansehen: Nayirah Kuwaiti girl testimony – http://www.youtube.com/watch?v=LmfVs3WaE9Y&t=1s

(10) wie Anm. (8)

(11) Die Meistermanipulatoren, v. Susan Boos, woz.ch, 21.12.2006 – http://www.woz.ch/-af6

(12) Bund lässt Atomlobbyist für erneuerbare Energien werben, v. Marc Iseli, handelszeitung.ch, 26.10.2016 – http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/bund-laesst-atomlobbyist-fuer-erneuerbare-energien-werben-1243866

(13) Der postfaktische Dreiklang – „CO2-freie, bezahlbare und verlässliche Atomenergie“, v. Eva Stegen, IPPNW.de, 13.3.2017 – http://www.ippnw.de/atomenergie/energiewende/artikel/de/co2-freie-bezahlbare-und-verlaessl.html

(14) wie Anm. (11)

(15) wie Anm. (13)

(16) Kasachstan-Affäre. Der lange Arm der Lobbyisten ins Bundeshaus, v. Markus Häfliger u. Thomas Preusse, nzz.ch, 6.5.2015 – http://www.nzz.ch/schweiz/der-lange-arm-der-lobbyisten-ins-bundeshaus-1.18536437

(17) Mandat der türkischen Regierung, v. dl, prmagazin 12/2015

(18) Viel Konfliktstoff für Thomas Bach und das IOC, v. dpa, 31.5.2016 – http://www.sueddeutsche.de/news/politik/sportpolitik-viel-konfliktstoff-fuer-praesident-bach-und-das-ioc-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160531-99-132903

(19) Die politischen Strategien der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, v. Rudolph Speth, Hans Böckler Stiftung, August 2004 – http://www.boeckler.de/pdf/fof_insm_studie_09_2004.pdf

(20) Commarco-Agentur löst Serviceplan bei INSM ab, v. Mehrdad Amirkhizi, Horizont.net, 1.10.2014 – http://www.horizont.net/agenturen/nachrichten/Blumberry-Commarco-Agentur-loest-Serviceplan-bei-INSM-ab-130704

(21) Scholz & Friends & CDU, v. Hans-Martin Tillack, Stern.de, 09.03.2009 – http://www.stern.de/politik/deutschland/werbekampagnen-scholz—friends—cdu-3436444.html

(22) wie Anm. (21)

(23) Kraftakt gegen TTIP-Skepsis, v. cu, prmagazin 04/2016

(24) Wissenschaft wurde als Nebelwand missbraucht (Interview mit Naomi Oreskes), v. Markus Balser u. Christopher Schrader, Sueddeutsche.de, 4.11.2014 – http://www.sueddeutsche.de/wissen/strategien-der-klimaskeptiker-wissenschaft-wurde-als-nebelwand-missbraucht-1.2200576
(25) Die Meistermanipulatoren, v. Susan Boos, woz.ch, 21.12.2006 – http://www.woz.ch/-af6

(26) World’s top PR companies rule out working with climate deniers, v. Suzanne Goldenberg a. Nishad Karim, theguardian.com, 4.8.2014 – http://www.theguardian.com/environment/2014/aug/04/worlds-top-pr-companies-rule-out-working-with-climate-deniers

(27) Das sind die größten Mediaagenturen Deutschlands, v. Vera Günther, Horizint.net, 7.7.2016 – http://www.horizont.net/agenturen/nachrichten/Mediacom-OMD-MEC–Co-Das-sind-die-groessten-Mediaagenturen-Deutschlands-141251

(28) Die Macht der Media-Agenturen, v. Sabine Sasse, in: Jahrbuch Fernsehen 2013, hg. v. Dieter Anschlag/Claudia Cippitelli/Lutz Hachmeister/Uwe Kammann/Peter Paul Kubitz/Petra Müller/Leonard Novy, Berlin 2013 – http://www.sabinesasse.de/texte/mediaagenturen/

(29) Die Machenschaften der Mediaagenturen, v. Thomas Koch, wiwo.de, 28.7.2015 – http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/werbesprech-die-machenschaften-der-mediaagenturen/12109812.html

(30) wie Anm. (28)

(31) So bekämpft Frankreich Intransparenz im Mediageschäft, v. Judith Pfannenmüller, wuv.de, 10.8.2015 – http://www.wuv.de/agenturen/so_bekaempft_frankreich_intransparenz_im_mediageschaeft

(32) Wie ein Geschäftsmodell erodiert (III) – Content, Container und Consumer, v. Michael Ziesmann, medienwoche.ch, 28.7.2015 – medienwoche.ch/2015/07/28/content-container-und-consumer/

(33) Konvergenz und regulatorische Folgen. Gutachten im Auftrag der Rundfunkkommission der Länder, v. Winfried Kluth u. Wolfgang Schulz, Arbeitspapier des Hans-Bredow-Instituts Nr. 30, Oktober 2014 – http://www.hans-bredow-institut.de/webfm_send/1049

(34) Medienvielfalt fördern, rlp.de, 17.10.2014 – http://www.rlp.de/de/aktuelles/einzelansicht/news/detail/News/medienvielfalt-foerdern/

(35) Bericht der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz, Juni 2016 – http://www.hamburg.de/contentblob/6448616/07ba875e860ada4556526641bd9151b6/data/d-bericht-bund-laender-kommission-zur-medienkonvergenz.pdf

(36) Olympia – immer und überall, v. Evi Simeoni, Faz.net, 4.8.2015 – http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/olympic-channel-olympia-immer-und-ueberall-13731403.html

(37) Olympic Netflix, Der Spiegel 4/2017 – magazin.spiegel.de/SP/2017/4/149131095/index.html

(38) Ranking: Deutschland gilt als „bestes Land der Welt“, v. Frauke Schobelt, wuv.de, 20.1.2016 – http://www.wuv.de/marketing/ranking_deutschland_gilt_als_bestes_land_der_welt

(39) Why Countries Need to Sell Themselves, v. David Reibstein, USNews.com, 20.1.2016 – http://www.usnews.com/news/best-countries/articles/2016-01-20/why-countries-need-to-sell-themselves

(40) Oxfam kritisiert Ungleichheit, v. Stefan Sauer, FR.de, 19.1.2015 – http://www.fr.de/wirtschaft/weltwirtschaftsforum-in-davos-oxfam-kritisiert-ungleichheit-a-512788

(41) Davos: WPP boss says economic equality does not bring prosperity, v. Phillip Inman, theguardian.com, 23.1.2015 – http://www.theguardian.com/business/2015/jan/23/davos-wpp-martin-sorrell-equality-prosperity
(42) Attacke auf den bestbezahlten Chef der Insel, v. Carsten Herz, Handelsblatt.com, 9.6.2015 – http://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/werber-star-martin-sorrell-attacke-auf-den-bestbezahlten-chef-der-insel/11892682.html

(44) Schwarz-Rot-Goldbraun: Wie sich die politischen Kräfteverschiebungen auf das Image der Marke Deutschland auswirken, v. Roland Bös, Huffingtonpost.de, 16.3.2016 – http://www.huffingtonpost.de/horizont/schwarz-rot-goldbraun-wie_b_9467060.html

(45) Wer ist David, wer Goliath?, v. Thomas Wimmer, politik & kommunikation, 13.7.2015 – http://www.politik-kommunikation.de/ressorts/artikel/wer-ist-david-wer-goliath-16626

(46) Britischer Topmanager Sorrell fordert Wahlpflicht, v. Julia Löhr, Faz.net, 27.6.2016 – http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/martin-sorrell-fordert-nach-brexit-referndum-wahlpflicht-14310102.html

(47) Abschreibungen belasten die Bilanz, v. Mehrdad Amirkhizi, horizont.net, 11.8.2016 – http://www.horizont.net/agenturen/nachrichten/WPP-Deutschland-Abschreibungen-belasten-die-Bilanz-142014

(48) Wir unterstützen Journalisten (Interview mit Harold Burson), Der Spiegel 31/2006 – http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-48046169.html

(49) Gruppendruck, v. David Selbach, prmagazin 04/2017

(50) Die Bürde des Erben, v. Daniel Lehmann, prmagazin 10/2015

WPP – umstrittener Medienkonzern bezieht Zeise-2-Büros